Im Bankgeschäft ist schlechter Rat teuer. Anleger sollten Kompetenz und Fairness ihres Beraters vor dem Abschluss daher testen. Diese 13 Fangfragen zeigen, ob der Banker etwas taugt. Ein Ratgeber.
1. Darf ich meinen Nachbarn mitbringen?
Verbraucherschützer raten dazu, einen Zeugen mit zum Gespräch zu nehmen. Eine unabhängige Person kann hinterher bezeugen, was besprochen wurde. Wenn das dem Berater nicht passt oder er versucht, dies zu verhindern, sollten Kunden misstrauisch werden.
2. Wenn etwas schief läuft, dann ersetzen Sie mir doch den Schaden?
Solch eine Versicherung gegen Verluste wünscht sich jeder Anleger, doch keine Bank mag das versprechen. Wenn ein Berater sich darauf einlässt, überschreitet er seine Kompetenzen – und will unbedingt etwas verkaufen. Dafür ist ihm jedes Mittel recht, auch eine Fehlinformation an den Kunden.
3. Welche Produkte brauche ich denn nun?
Gute Berater entwickeln eine Strategie, und sie schauen sich die Vermögens- und Finanzsituation eines Kunden an. Dann reden sie mit ihm über seine Ziele und seine Risikobereitschaft. Einzelne Produkte kommen – wenn überhaupt – immer ganz zuletzt. Berater, die sich sofort darauf einlassen, denken vor allem an ihre Provision. Diese ist häufig davon abhängig, wie viel Produkte in einem bestimmten Zeitraum von ihm verkauft werden.
4. Können wir nicht Zeit sparen und diese überflüssige Liste mit meiner finanziellen Situation ausklammern?
Zeitdruck darf in einem Gespräch nicht aufkommen. Nur wer als Berater gut und umfassend über seinen Kunden Bescheid weiß, kann ihn auch gut beraten. Wer sich auf solche scheinbar verständlichen Wünsche schnell einlässt, tut sich selbst und dem Kunden keinen Gefallen.
5. Ich bin risikoscheu und möchte mindestens 5% Rendite. Das ist doch für Sie kein Problem?
Es sollte ein Problem für Berater sein. Wer diese Frage sofort bejaht, hat sich als unsolide geoutet. Denn fünf Prozent Rendite sind aktuell meist nur mit einem recht hohen Risiko oder anderen Nachteilen zu erzielen. Wer als Anleger gar kein Risiko möchte, muss sich aktuell eher mit einem bis zwei Prozent begnügen – den Konflikt zwischen Risiko und Rendite sollte ein Berater darstellen und nicht schamhaft überspielen.
6. Mein Geld brauche ich immer sofort, das geht doch ohne Verlust?
Beides geht häufig nicht, insbesondere bei längerfristig angelegtem Geld. Ein schnelles „Ja“ sollte also vorsichtig machen. Schließlich will jeder Anbieter von Geldanlagen am Verkauf etwas verdienen. Und vom jeweiligen Produkt hängt es ab, wie schnell das Geld wieder liquide ist. Ohne Verlust zu jedem beliebigen Zeitpunkt kommen Anleger nur ans Tagesgeld. Doch hier sind die Renditen auch entsprechend niedrig.
7. Ich vertraue Ihnen, das Kleingedruckte ist sicher in Ordnung. Wo soll ich unterschreiben?
Geldanlagen sollten gut überlegt sein. Berater, die ihren Kunden wenig Zeit lassen, wollen ein Gespräch schnell abhaken. Häufig verbergen sie diese Absicht. Durch diese Fangfrage können Anleger dem Berater auf die Schliche kommen. Jeder Berater sollte das Kleingedruckte erklären, und hinterher sollte es der Anleger noch mal lesen. Einfach zu unterschreiben, ist keinesfalls in Ordnung.
8. Was für ein tolles Angebot. Etwas besseres werde ich wohl kaum finden. Gilt das nur heute?
Da schmiert der Kunde dem Berater gleich doppelt Honig um den Bart. Wenn er ob des Lobes strahlt und dann den Zeitdruck bestätigt, ist er in die aufgestellte Falle getappt. Da denkt einer nur an sich und will mit einem Abschluss möglichst schnell den nächsten Kunden beraten.
9. Brauche ich wirklich so viel Papier? Das soll ich doch wohl nicht lesen?
Anleger brauchen den Überblick und wenig Papier. Sie müssen verstehen, was sie kaufen, und deshalb sollte die Information einer Bank verständlich und kurz sein. Wer seinen Kunden mit Papier überschüttet, legt ebenso einen Offenbarungseid ab wie jemand, der diese Frage bejaht.
10. Wie viel Gebühren bekommt die Bank eigentlich? Wie hoch ist ihr Honorar?
Solch eine Frage sollte man sich bis zuletzt aufheben. Kein Berater redet darüber gerne. Der Anleger erhält ja Informationen, was der Gesprächspartner und sein Arbeitgeber verdienen. Für die Beurteilung der wahren Absichten eines Verkäufers und der Rendite vieler Anlageprodukte sind die damit verbundenen Kosten jedoch essentiell. Kosten mindern die Rendite des Anlegers, je höher sie sind, um so weniger kommt für den Kunden heraus.
11. Lassen Sie mit sich handeln?
Viele Anbieter bieten Rabatte auf ihre Produkte. Die gibt ein guter Berater an seinen Kunden weiter. Schließlich erhöht das die Rendite. Wer nicht mit sich handeln lässt, sollte das gut begründen können. Schließlich fließen die Rabatte oft trotzdem, dann aber in die Taschen des Anbieters oder des Beraters.
12. Haben Sie auch Produkte von anderen Banken, Fonds und Versicherern im Programm?
Ein Berater sollte nicht nur die Ware des eigenen Ladens anbieten, sondern das Beste, was am Markt verfügbar ist. Wer versucht, Anleger mit Ware von der Stange abzuspeisen, ist zu einseitig ausgerichtet. Das sollte vorsichtig machen.
13. Rufen Sie an, wenn sich bei meinen Anlagen etwas ändert?
Einmal geredet und dann nie wieder – das kommt oft vor. Gute Berater sind an einer dauerhaften Beziehung zu ihrem Kunden interessiert. Doch Vorsicht, selbst wer verspricht sich zu melden, wird es oft nicht tun. Schließlich steht bei vielen der schnelle Verkauf im Vordergrund und nicht die langfristig ausgerichtete Beratung.
Quelle Handelsblatt