Wer heutzutage mit dem Auto durch Europa fährt, denkt vermutlich kaum darüber nach – aber vor 75 Jahren sah das noch ganz anders aus. Damals war es eine kleine Sensation, dass man nicht für jedes Land, das man durchquerte, eine eigene Kfz-Versicherung abschließen musste. Die Einführung der „Grünen Versicherungskarte“ 1949 war ein echter Meilenstein, sowohl politisch als auch administrativ. Sie ermöglichte es, dass eine Kfz-Versicherung länderübergreifend gültig war. Was heute selbstverständlich erscheint, war damals ein riesiger Fortschritt für Autofahrer*innen.

Begonnen hat alles in 19 Ländern, die sich zusammenschlossen, um dieses neue System einzuführen. Heute umfasst der Geltungsbereich der Grünen Versicherungskarte 48 Länder mit rund 1.500 Versicherungsunternehmen. Diese sind durch den Council of Bureaux (COB) miteinander vernetzt und regeln grenzüberschreitende Unfälle – ein System, das tagtäglich beansprucht wird. Im Schnitt werden mehr als 1.000 Unfälle pro Tag im COB-Raum gemeldet, bei denen Unfallbeteiligte in einem anderen Land wohnen.

Während die „Grüne Karte“ früher physisch an jeder Grenze vorgezeigt werden musste, hat sich das Prozedere deutlich vereinfacht. Seit 1991 reicht in den meisten Teilnehmerländern das amtliche Kennzeichen als Versicherungsnachweis. Und seit 2021 wird die Karte nicht einmal mehr auf grünem Papier gedruckt – der internationale Versicherungsnachweis kommt nun schlicht in Weiß daher. Ab 2025 soll er sogar rein digital verfügbar sein, was ein weiteres Kapitel in der Geschichte der Grenzüberwindung für Autofahrer*innen aufschlägt.

Früher war das Reisen mit dem Auto über die Landesgrenzen hinweg eine logistische Herausforderung. Ohne die Grüne Versicherungskarte war es notwendig, für jedes Land einzeln eine Grenzversicherung abzuschließen. Man stelle sich vor, man plant eine Urlaubsfahrt quer durch Europa – von Deutschland nach Italien, über die Schweiz und Österreich. Früher hieß das: vier verschiedene Versicherungen, bevor man überhaupt das Gepäck verstaut hat. Heute reicht ein Kennzeichen.

Der Blick zurück zeigt, wie weit wir gekommen sind. Was einst ein Papierschein war, der von Land zu Land mitgeführt werden musste, wird bald eine digitale Formalität sein. Und während wir im Auto sitzen, das GPS im Blick und die Autobahn vor uns, können wir uns vielleicht kurz daran erinnern, dass es nicht immer so einfach war, die Freiheit auf vier Rädern zu genießen.